Frederick Loewe
Komponist:in
1901 — 1988
Frederick Loewe, war Sohn des bekannten Operetten-Tenors Edmund L. (u.a. der erste Danilo in Lehars "Die lustige Witwe"). Seine Mutter war Schauspielerin. Die Eltern stammten aus Wien. Der kleine F., der bereits als Vierjähriger mit dem Klavierunterricht begann, wuchs zunächst bei seiner Mutter in Berlin auf, verbrachte dann aber den größten Teil seiner Jugend, vom sechsten bis zum dreizehnten Lebensjahr, in Internaten. Seine Musikausbildung setzte er jedoch konsequent fort, u.a. als Student am Berliner Konservatorium. Mit 9 Jahren schuf er bereits erste eigene Kompositionen. Später studierte er Klavier bei Ferruccio Busoni und Eugène d'Albert, Komposition und Orchestration bei Emil Nikolaus von Reznicek. Als Dreizehnjähriger debütierte er mit den Berliner Philharmonikern als Konzertpianist, als 15jähriger schrieb er den Schlager "Katrin, du hast die schönsten Beene von Berlin", von dem später über eine Million Notenexemplare verkauft wurden. 1924 wanderte er mit seinem Vater in die Vereinigten Staaten aus.
Als Komponist konnte sich L. in Amerika zunächst nicht durchsetzen. Statt dessen schlug er sich als Musiklehrer durch und spielte in Nachtklubs von Greenwich Village in New York City. Zeitweilig war er auch Kellner in einem Café, Reitlehrer und Preis-Boxer (Fliegengewicht). Als Postbote, Kuhhirte und Goldgräber arbeitete er dann in Montana, bis er nach New York City zurückkehrte. Wieder trat er in Gaststätten auf, bis 1935 sein Chanson "Love Tiptoed Through My Heart" für das Brodway-Musical "Petticoat Fever" angekauft wurde. Einen weiteren Erfolg verzeichnete er mit "A Waltz Was Born in Vienna" (36). Sein erstes von ihm komponiertes Musical "Salute To Spring" wurde 1937 in St. Louis uraufgeführt, ein Jahr später erreichte seine Operette "Great Lady" den Broadway, erlebte aber nur 20 Aufführungen. 1942 gab er sein Debüt als Konzertpianist in der Carnegie Hall. Noch im gleichen Jahr begann er mit dem Librettisten Alan Jay Lerner (gestorben 1986) eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit, die sich in einer Reihe zunehmend erfolgreicher Musicals niederschlug. Zusammen mit Lerner schrieb L. in der Folge die Musicals und Bühnenshows "Life of the Party" (42), "Day Before Spring" (45), "Brigadoon" (47; 54 verfilmt) und "Paint Your Waggon" (51; 69 verfilmt).
Zusammen mit Lerner schrieb L. auch "My Fair Lady" (56), das berühmteste und erfolgreichste Musical der Welt. Das Werk hatte eine eigenartige Vorgeschichte. G.B. Shaw hatte die Filmrechte an seinem "Pygmalion" nur widerstrebend dem Franzosen Gabriel Pascal verkauft, der damit einen ersten, mäßig erfolgreichen Film drehte. Danach ging der nicht begüterte Pascal weiter mit Shaws Stoff hausieren, u.a. auch bei Lerner und L., die zunächst zögerten. Pascal starb 1954 ohne Erfolg. Shaw hatte bei seinem Tod 1950 zu gleichen Teilen das Britische Museum, die Royal Academy of Dramatic Arts und die National Gallery of Ireland zu Erben eingesetzt. Schließlich erwarben Lerner und L. doch noch die Rechte am Pygmalion-Stoff und komponierten das Musical. Als es fertig war, lehnten fünf prominente Schauspieler die Rolle des Higgins ab, darunter Noel Coward. Auch die berühmte Rolle der Eliza wurde nur mühsam besetzt. Als das Musical aber am Broadway am 15. März 1956 endlich herauskam (mit Rex Harrison und Julie Andrews in den Hauptrollen), wurde es ein Riesenerfolg. Allein in New York lief es siebeneinhalb Jahre hintereinander in insgesamt 2717 Aufführungen. Die Fernseh-Rundfunkgesellschaft CBS, die knapp eineinhalb Millionen Mark für die Inszenierung gezahlt hatte, erhielt das investierte Kapital mit 1.000 Prozent zurück. In London lief das Stück am Drury-Lane-Theater fünf Jahre und 26 Wochen in 2281 Vorstellungen und brachte allein in London 35 Millionen DM ein. Rex Harrison, der "Higgins" in New York und London, verdiente bis 1979 allein durch den Schallplattenverkauf (9 Cent pro Platte) 316.000 Dollar. In der Bundesrepublik waren Berlin, Hamburg und München die wichtigsten Städte. Ausverkaufte Häuser gab es überall in der Welt. Ende 1963 wurde das Musical auch verfilmt, die Warner Brothers zahlten für die Rechte etwa 20 Millionen DM. Lerner und L. verdienten jeder über zehn Millionen DM.
Erfolgreich war auch das Film-Musical "Gigi" (58; Bühnenfassung 73), während "Camelot" (60, 67 verfilmt) weit hinter dem Erfolg von "My Fair Lady" zurückblieb. Nach einer lebensbedrohenden Herzattacke übersiedelte L. 1958 nach Palm Springs in Südkalifornien und zog sich ab 1960 völlig vom Komponieren zurück. Er wohnte dann abwechselnd in Palm Springs und in seinem Chalet im Schweizer Prominentenort Gstaad. 1975 unterbrach er vorübergehend den selbstgewählten Ruhestand und schrieb die Musik zu dem Film "Der kleine Prinz" (nach St. Exupéry), der jedoch nur begrenzten Erfolg hatte.
Erfolg hatten L. und Lerner auch mit verschiedenen Fernsehsendungen, so mit "Salute to Lerner and Loewe" (61) und "The Lerner and Loewe Songbook" (62).
L. ist vielfach ausgezeichnet worden. U.a. war er Ehrendoktor der University of Redlands und erhielt 1958 den "Oscar" für den Titel-Song im Film "Gigi".
L. war zweimal verheiratet, beide Ehen wurden geschieden. Wie es hieß, litt er zuletzt an der Alzheimerschen Krankheit. Er starb am 14. Febr. 1988 im Alter von 86 Jahren in einem Krankenhaus in Palm Springs.