Charles Ives
Komponist:in
1874 — 1954
Der Lebensweg von Charles Ives war eigenwillig: Als er 1954 in New York starb, hatte er das Komponieren bereits seit einem Vierteljahrhundert hinter sich gelassen. Sein Leben widmete er auch dem Aufbau einer Versicherungsgesellschaft, aus der er sich 1930 allerdings aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Obgleich viele Zeitgenossen und Kollegen in Ives einen Sonntagskomponisten sahen, nimmt er in der musikalischen Avantgarde einen maßgeblichen Platz ein: Bereits Ende des 19. Jahrhunderts experimentierte er mit einer Reihe von Techniken, die erst Jahre später von europäischen Komponisten aufgegriffen wurden, etwa Atonalität, Vierteltöne, Collage und offene Form.
Ives fand keine Beachtung und versuchte auch gar nicht, sein vielfältiges und reiches Werk zu publizieren, darunter Hymnen, Balladen und Volkslieder ebenso wie Klaviersonaten, Kammer- und Orgelmusik oder zahlreiche groß angelegte Orchesterstücke. Erst in den 1930er-Jahren wurde seine Musik aufgeführt und er geriet ins Licht der Öffentlichkeit, was ihm missfiel. Seine Wahl in das National Institute of Arts and Letters (die spätere American Academy of Arts and Letters) im Jahr 1946 war ihm ebenso gleichgültig wie der Pulitzerpreis, den er 1947 für seine Dritte Symphonie erhielt, für ein Werk also, das er 1904 geschrieben hatte.