Agnes Baltsa
Mezzosopran
Mit einer unverwechselbaren, kraftvollen und expressiven Stimme hat die griechische Mezzosopranistin Agnes Baltsa Karriere in der Opernwelt gemacht. Ihr Repertoire reichte von Mozarts ungestümem Teenager Cherubino in Le nozze di Figaro bis hin zu Strauss' grausam berechnender Herodias in Salome. Singen sollte „ein Ausdruck von Genuss und Vergnügen“ sein, sagte sie einmal in einem Interview und fügte hinzu, ihr oberstes Gebot sei es, „Menschen Freude zu bereiten.“ In der intensiven Könnerschaft ihrer Interpretationen gelang ihr eben das, sie begeisterte ihr Publikum.
Die 1944 auf der Ionischen Insel Lefkada geborene Baltsa wuchs in einer musikbegeisterten Familie auf, doch lernte sie die Oper zunächst durchs Radio und in Filmen kennen. Schon früh begann sie zu singen und Klavier zu spielen, bevor sie im Alter von 13 Jahren mit ihrer Familie nach Athen zog und am dortigen Konservatorium ihr Studium aufnahm. Nach ihrem Abschluss ermöglichte ihr ein Maria-Callas-Stipendium eine Gesangsausbildung in München, während sie zeitgleich Deutsch an der Universität studierte. 1968 wurde sie Ensemblemitglied der Oper Frankfurt und debütierte noch im selben Jahr als Cherubino. Zwei Jahre später gastierte sie an der Wiener Staatsoper als Octavian im Rosenkavalier, sie verkörperte damit als jüngster Octavian die Rolle in diesem Haus.
Ihre Karriere hatte in Deutschland und Österreich ihren Anfang genommen, doch schon bald war sie eine Berühmtheit in der internationen Opernwelt – und auch das: eine Mentee des legendären Herbert von Karajan. Sie sei „die bedeutendste dramatische Mezzosopranistin dieser Zeit“, konstatierte der Dirigent und engagierte sie für wichtige Produktionen der Salzburger Festspiele. Baltsas vokale Virtuosität – sofort wiederkennbar, bemerkenswert im Umfang, leicht erdig in der Tiefe und mit großer Reichweite in der Höhe – verband sich mit feinster Musikalität und erstaunlicher stimmlicher Beweglichkeit, sodass sie in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen konnte. Rossinis furchtlose komische Heldinnen verkörperte sie ebenso wie Verdis Prinzessinnen. Die glutvoll verführerische, gleichwohl tragische Carmen war eine ihrer Paraderolle, und ihre Aufnahme der Oper unter Karajan mit José Carreras – der „Traumpartner“ an ihrer Seite – ist bis heute ein Klassiker. Zu ihrem Altersrepertoire gehören Wagners Kundry in Parsifal und die Küsterin in Janáčeks Jenůfa. Noch 2017 – mit über 70 Jahren – feierte sie einen Triumph als Klytämnestra in Strauss' Elektra, als die Griechische Nationaloper in ihr neues Athener Domizil umzog.