Carlos Kleiber

Carlos Kleiber war einer der größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Die mystische Aura, die ihn umgab, trug wesentlich zur Faszination seiner Auftritte bei. Als Sohn Erich Kleibers (1890-1956), der ebenfalls ein bedeutender Dirigent war, erlangte der Künstler bereits zu Lebzeiten einen geradezu legendären Status, der auf seinem glühenden Musizieren, aber auch auf seinem zurückgezogenen Lebensstil beruhte. Er weigerte sich standhaft, Interviews zu geben und die Bedürfnisse der Medienwelt zu befriedigen. Carlos Kleiber wurde 1930 in Berlin geboren, wuchs aber, nach der Emigration seiner Familie, seit 1935 in Argentinien auf. Sein früh bemerktes musikalisches Talent wurde von seinem Vater eher skeptisch beurteilt. Nach einem Chemiestudium in Zürich wandte sich Kleiber der Musik zu und arbeitete zunächst als Korrepetitor, später als Kapellmeister an verschiedenen europäischen Opernhäusern. In den letzten 31 Jahren seines Lebens nahm er keine einzige offizielle Position bei einem Orchester oder Opernhaus an, sondern dirigierte ausschließlich als Gast. 1999, fünf Jahre vor seinem Tod, trat er ein letztes Mal öffentlich auf. Das von ihm hinterlassene diskografische Erbe ist klein und erlesen, aber auf einem außerordentlich hohen Niveau des Musizierens angesiedelt. Beethovens Fünfte Symphonie aus dem Jahr 1974 mit den Wiener Philharmonikern besiegelte seinen Ruf als Meisterdirigent und bleibt eine der großartigsten jemals aufgenommenen Interpretationen des Werks; mitreißend in ihrer Intensität, Energie und ihrem Feuer. Auch Schuberts Dritte und Achte sowie Brahms' Vierte Symphonie, die er ebenfalls mit den Wiener Philharmonikern einspielte, gelten als unübertroffen. Im Opern-Repertoire brillierte der Dirigent mit Puccinis La bohème, Verdis La traviata und Otello, Wagners Tristan und Isolde, Richard Strauss' Der Rosenkavalier und mit der Fledermaus von Johann Strauss. La Traviata hat Kleiber mit Ileana Cotrubas und Plácido Domingo und Tristan und Isolde mit René Kollo und Margaret Price in den Hauptrollen eingespielt. Vom Rosenkavalier sind Aufführungen aus München und Wien als Filmaufnahmen verfügbar.