Zu den Inhalten springen
René Kollo

René Kollo

Tenor

René Kollo akzeptierte nie die strikte Trennung von hoher Kultur und Unterhaltung. Zu Beginn seiner eindrucksvollen Karriere tändelte er mit der Popmusik, und selbst auf dem Gipfel seines Ruhms als Heldentenor widmete er sich noch gern der leichten Muse. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Kollos berühmte Namen in Berlin. Walter und sein Sohn Willi schufen Schlager und musikalische Lustspiele für ein Publikum, das hungrig nach Vergnügen war. Aber René, der 1937 als René Kollodzieyski in der deutschen Hauptstadt zur Welt kam, schlug andere Wege ein. Er besuchte ein Internat in Wyk auf Föhr und ging anschließend an eine Fotoschule in Hamburg, interessierte sich aber immer auch für Musik und insbesondere das Dirigieren. Als Autodidakt spielte er Schlagzeug, begeisterte sich für Dixieland-Jazz und trat in Jazzclubs auf. Daneben nahm er Schauspiel- und Gesangsunterricht, um sich auf Musicalrollen vorzubereiten, wobei seine Gesangslehrerin Elsa Varena schnell seine besondere Begabung erkannte. Er finanzierte seine Ausbildung durch Auftritte bei Tanzveranstaltungen – und landete 1959 einen überraschenden Hit mit einer deutschen Version von »Hello, Mary Lou«, der später seinem Aufstieg in die Ränge der ernsten Musik durchaus im Weg stand. Sein Debüt als Opernsänger gab Kollo schließlich 1965 in Braunschweig in drei Einaktern von Strawinsky: Mavra, Renard und Œdipus Rex. Zwei Jahre später ging er an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf, und schon in der nächsten Spielzeit sang er in Bayreuth vor und wurde sofort für die Rolle des Steuermanns in Der fliegende Holländer verpflichtet. Mit dieser Partie begann 1969 seine inzwischen legendäre Beziehung zu Wagner und dessen Rollen für Heldentenor in Bayreuth. Die großen Wagner-Partien folgten dann rasch aufeinander: 1970 Erik, 1971 Lohengrin, 1973 Walter, 1975 Parsifal, 1976 Siegfried, 1981 Tristan und Tannhäuser. Er sang diese Rollen an vielen internationalen Opernhäusern, beispielsweise der Metropolitan Opera, wo er unter anderem in Lohengrin auftrat. Kollo sang auch zahlreiche Rollen anderer Komponisten, darunter Bacchus in Strauss’ Ariadne auf Naxos, Hermann in Tschaikowskys Pique Dame, Florestan in Beethovens Fidelio sowie jeweils die Titelpartien in Brittens Peter Grimes und Verdis Otello. Für einen Heldentenor verfügte er über ein ungewöhnlich breites Repertoire, das nicht nur Operarien, sondern auch Evergreens von Lehár, Songs von Cole Porter und die Operettencouplets seines Großvaters umfasste. Als Liederkomponist und -texter trat er in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters. Kollo war auch als Regisseur tätig: 1986 inszenierte er Parsifal in Darmstadt, 1991 Eugen d’Alberts Tiefland in Ulm. Er beendete seine Sängerlaufbahn 2013 im Alter von 75 Jahren.