Jacques Offenbach
Komponist:in
1819 — 1880
Auf den ersten Blick wirkt Offenbachs Karriere wie ein Märchen: In Köln geboren, wo sein Vater Kantor einer Synagoge war, gehörte er am Ende seines Lebens schließlich zu den bekanntesten Pariser Komponisten. Sein Vater verschaffte ihm 1833 einen Studienplatz am Pariser Conservatoire. Doch schon ein Jahr später verließ er es, um seinen Lebensunterhalt als Cellist im Orchester des Théâtre de l’Ambigu-Comique zu verdienen, das sich mit Vaudevilles, musikalischen Komödien und theatralischen Parodien hervortat. Offenbachs Erfolg kam langsam, aber stetig: Seine Fähigkeiten als Cellist ermöglichten ihm einen Wechsel an die Opéra-Comique und später ans Théâtre-Français, wo er 1850 Kapellmeister wurde. Seine ersten Operetten kamen in den von ihm gegründeten Bouffes-Parisiens, im Théâtre du Palais-Royal und im Théâtre des Variétés auf die Bühne. Erfolgsstücke wie Orphée aux enfers (1858), La Belle Hélène (1864), La Vie parisienne (1866) und La Périchole (1868) begeisterten mit ihrer satirischen Spritzigkeit und ausschweifenden Fantasie ganz Paris.
Offenbachs Operetten sind Muster an beißendem Witz, mitunter nehmen sie surreale Züge an, und Mythologie und Politik werden zur Zielscheibe spöttischen Humors. Die Gesellschaft des Zweiten Kaiserreichs unter Napoleon III. lag dem Komponisten zu Füßen und machte ihn zu einer nationalen Institution. Doch die ganze Farbigkeit und die mitreißenden Melodien dieser Werke dürfen nicht den Blick darauf verstellen, dass Offenbach über seine Rolle als Hofnarr hinaus auch ein hervorragender Komponist war, dessen 1881 posthum uraufgeführte „Fantastische Oper” Les Contes d’Hoffmann ein Dauerbrenner im klassischen Standardrepertoire ist.