Seiji Ozawa
Dirigent:in
1935 — 2024
Mehr als ein halbes Jahrhundert war Seiji Ozawa ein Idol für das Konzert- und Opernpublikum in Europa, Nordamerika und Japan sowie ein unermüdlicher Förderer junger Musiker. 1935 in Mandschukuo, Mandschurei (heute Shenyan, China) geboren, studierte er an der Toho Gakuen Musikschule in Tokio und machte seinen Abschluss in den Fächern Komposition und Dirigieren. 1959 gewann er den Internationalen Wettbewerb für junge Dirigenten in Besançon und wurde daraufhin von Charles Munch, dem Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra, nach Tanglewood eingeladen, wo er 1960 den Koussevitzky-Preis als überragender Dirigierstudent erhielt. Während er bei Herbert von Karajan in Berlin arbeitete, fiel er Leonard Bernstein auf, der ihn für die Spielzeit 1961/62 als Assistenzdirigenten bei den New Yorker Philharmonikern verpflichtete. 1962 gab er mit dem San Francisco Symphony sein erstes eigenständiges Konzert in Nordamerika.
Am Beginn einer Reihe bedeutender Posten wurde Ozawa Musikdirektor des Ravinia Festivals, es folgten Engagements in der gleichen Rolle beim Toronto Symphony Orchestra und beim San Francisco Symphony. Er dirigierte das Boston Symphony Orchestra erstmals in Tanglewood und wurde 1970 zum Tanglewood-Programmdirektor sowie 1973 zum Musikdirektor des Orchesters ernannt. Er hatte dieses Amt 29 Spielzeiten hindurch inne und war damit der Musikdirektor mit der längsten Dienstzeit in der Geschichte des Boston Symphony Orchestra. Er hinterließ ein Vermächtnis großartiger Leistungen in Form von Tourneen, preisgekrönten Aufnahmen (über 140 Werke von mehr als 50 Komponisten bei zehn Labels), Fernsehsendungen (ausgezeichnet mit zwei Emmys) und Auftragswerken. 1994 wurde die Seiji Ozawa Hall in Tanglewood eingeweiht.
In Japan gründete Ozawa 1984 zusammen mit Kazuyoshi Akiyama das Saito Kinen Orchestra zum Gedenken an seinen verstorbenen Mentor Hideo Saito. Das Orchester gab sehr erfolgreiche Konzerte in Tokio und Osaka und unternahm 1987, 1989 und 1990 eine Europatournee. Im Jahr 1991 konzertierte es in Europa und Amerika und wurde mit großem Beifall bedacht. Diese Aktivitäten führten 1992 zur Gründung von Ozawas künstlerischem Traum: dem Saito Kinen Festival Matsumoto. Ozawa übernahm die Leitung dieses internationalen Musikfestivals, eine Aufgabe, die er bis heute ausübt. SKO ging weiterhin auf Tournee und gab 1994, 1997 und 2004 Konzerte in Übersee. Seit 2015 wird das Festival unter dem Namen Seiji Ozawa Matsumoto Festival fortgeführt. Ozawa gründete zudem eine Akademie für junge Orchestermusiker und in der Schweiz eine internationale Akademie für die Ausbildung von Kammermusikern. Von 2002 bis 2010 war Ozawa Musikdirektor der Wiener Staatsoper, und er gehört schon lange zu den besonders geschätzten Gastdirigenten der Wiener Philharmoniker. Enge Beziehungen pflegte er auch zu den Berliner Philharmonikern und dem Orchestre National de France.
Ozawas Diskografie für die Universal-Labels ist äußerst umfangreich, und als unvergleichlich einfühlsamer musikalischer Partner hat er viele erfolgreiche Aufnahmen mit Künstlern wie Renée Fleming, Gidon Kremer, Viktoria Mullova, Anne-Sophie Mutter, Itzhak Perlman, Mstislaw Rostropowitsch und Krystian Zimerman gemacht. Beim Großteil seiner Alben wirken die Orchester aus Boston, Berlin, Wien und Japan mit.