Astor Piazzolla
Komponist:in
1921 — 1992
Auf der Grundlage des traditionellen Tangos seiner argentinischen Heimat schuf Astor Piazzolla eine Musik, die international Erfolg hatte und sich engen Gattungsbestimmungen entzog. Er wurde in Mar del Plata als Sohn eines Fahrradhändlers geboren. Als er vier war, zog die Familie nach New York. Dort kaufte ihm sein Vater ein gebrauchtes Bandoneon, ein großes, dem Akkordeon ähnliches Instrument, das in keiner argentinischen Tanzkapelle fehlen durfte. Gut zehn Jahre später war die Familie nach Argentinien zurückgekehrt und Piazzolla spielte professionell in Tango-Orchestern. Unterricht beim argentinischen Komponisten Alberto Ginastera und vor allem bei Nadia Boulanger in Paris gab seiner Karriere eine neue Wendung: Er integrierte ungewohnte Elemente in seine Musik – beispielsweise zeitgenössischen Jazz und moderne Klassik – und schuf so den Tango Nuevo – Piazzolla zufolge „eine volkstümliche Kammermusik, die vom Tango abstammt”.
Bei seinen Tourneen und Auftritten mit seinen eigenen Ensembles stieß er in Argentinien auf Kritik von Anhängern des traditionellen Tangos, aber die Zusammenarbeit mit so unterschiedlichen Künstlern wie Lalo Schifrin, Mstislaw Rostropowitsch und dem Kronos Quartet trug dazu bei, sein Werk verstärkt Liebhabern von Jazz, klassischer Musik und Weltmusik nahezubringen. Tangos wie Oblivion, Libertango und Adiós Nonino wurden inzwischen zu gängigen Jazznummern, während Cuatro Estaciones Porteñas („Vier Jahreszeiten von Buenos Aires”; 1970), das Bandoneonkonzert (1979) und die Oper María de Buenos Aires (1968) – Piazzolla selbst bezeichnete dieses Werk als „Tango Operita” – einen festen Platz im klassischen Repertoire gefunden haben.