Arvo Pärt
Komponist:in
Der im estnischen Paide geborene Arvo Pärt gehört zu den im 21. Jahrhundert am häufigsten aufgeführten lebenden Komponisten. Er wuchs unter sowjetischer Herrschaft auf und studierte Komposition am Konservatorium Tallinn, wo ihm seine frühen Experimente mit serieller Musik sowohl Lob als auch Tadel durch die Kulturfunktionäre eintrugen. Eingeschüchtert verstummte er eine Zeit lang und arbeitete als Rundfunkproduzent, bevor er in den 1970er-Jahren eine neue Kompositionssprache erarbeitete, die er „Tintinnabuli-Stil” nannte – charakterisiert durch radikale Schlichtheit der Struktur und eine Harmonik, die von glockenähnlichen Dreiklängen bestimmt ist. Zusammen mit Pärts neuem, aber tief empfundenen russisch-orthodoxen Glauben war diese sich entwickelnde Sprache die Triebfeder für eine lange Reihe von Werken, die 1977 mit Fratres, Tabula rasa und Cantus in Memoriam Benjamin Britten begann und seinen Namen in die internationalen Konzertsäle trug. Zu seinen späteren großen Schöpfungen zählen meditative Chorwerke (Johannes-Passion, 1982; Miserere, 1989; Berliner Messe, 1992) und vier Symphonien. Einige seiner eklektischen, einfallsreichen Frühwerke (Collage über B-A-C-H, 1964) werden zwar immer noch regelmäßig aufgeführt, doch vor allem die emotionale Kraft und gleichmäßige Ruhe seiner reifen Werke (ein Kommentator sprach respektlos von „heiligem Minimalismus”) gewinnen weiterhin ein ungewöhnlich breites und dankbares internationales Publikum für eine Musik, deren Spiritualität alles andere als dogmatisch ist – und deren sparsame Gestik einer außerordentlich weitgreifenden künstlerischen Vision zugrunde liegt.