Leonard Bernstein
Dirigent:in, Komponist:in, Klavier
1918 — 1990
Leonard Bernstein wurde in 1918 in Massachusetts, geboren. Als Kind lernte er Klavierspielen, seine Jugend verbrachte er in Boston, besuchte die Latin School und wurde dann an der Harvard University von Heinrich Gebhard und Helen Coates am Instrument unterrichtet. Nach dem Examen 1939 setzte er, von Dimitri Mitropoulos ermutigt, seine Musikstudien am Curtis Institute of Music in Philadelphia fort, unter anderem bei Fritz Reiner in der Dirigierklasse und Isabella Vengerova als Klavierlehrerin. Die Sommermonate verbrachte Bernstein als Student und Assistent Serge Koussevitzkys in Tanglewood, der ländlichen Festivalstätte des Boston Symphony Orchestra.
Bernsteins große Stunde als Dirigent schlug, als er am 14. November 1943 für den plötzlich erkrankten Bruno Walter kurzfristig einspringen musste und die Leitung eines landesweit über Rundfunk ausgestrahlten Konzerts übernahm. Damals war er gerade 25 Jahre alt und galt fortan als große Hoffnung der Zunft. So wurde er 1945 Chefdirigent des New York City Symphony Orchestra. 1951 übernahm er die Leitung der Dirigierklasse beim Berkshire Music Center in Tanglewood sowie eine Dozentur an der Brandeis University. Bernstein erschien in diesen Jahren außerdem regelmäßig am Pult der New Yorker Philharmoniker und des Israel Philharmonic Orchestra und wurde von vielen großen Orchestern in Amerika und Europa als Gastdirigent verpflichtet.
1958 ernannten ihn die New Yorker Philharmoniker zu ihrem Musikdirektor. Bernstein, damals vierzig Jahre alt, war damit der erste in den USA geborene und ausgebildete Musiker, der in eine der Spitzenpositionen des nordamerikanischen Musiklebens berufen wurde. Im Laufe einer zwölfjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit dirigierte Bernstein mehr Aufführungen des Orchesters als alle seine Amtsvorgänger. Seine Mahler-Interpretationen etwa trugen wesentlich zur Anerkennung des Komponisten in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts bei. Bernstein sorgte in diesen Jahren außerdem als Gastdirigent der New Yorker Metropolitan Opera, der Mailänder Scala (als erster Amerikaner) und als Operndirigent an der Wiener Staatsoper für Aufsehen über die Kreise der Szene hinaus.
Leonard Bernsteins Arbeit als Komponist hat ein weites Werkspektrum von Gattungen und Stilrichtungen hervorgebracht. Mit „Mass” wurde 1971 in Washington das Kennedy Center eröffnet, 1981 kam das Werk als erste Bühnenkomposition eines amerikanischen Komponisten an der Wiener Staatsoper zur Aufführung. Bernsteins musikschriftstellerisches Werk bildet darüber hinaus eine reiche Informationsquelle für Musikinteressierte aller Altersgruppen und seine Reihe der „Young People's Concerts” mit den New Yorker Philharmonikern, die zehnmal einen Emmy Award erhielt, wurde 14 Jahre lang gesendet.
Leonard Bernsteins Diskographie ist umfangreicher als die der meisten Musiker des 20. Jahrhunderts. Seine Interpretationen der Symphonie-Zyklen von Mahler, Beethoven und Brahms gehören zu den herausragenden Ereignissen einer Serie von Einspielungen für Deutsche Grammophon und CBS, die nahezu alle bedeutenden Werke des klassisch-romantischen Orchesterrepertoires umfasst. Für diese Leistung wurde Bernstein im Februar 1985 mit dem Lifetime Achievement Grammy Award der National Academy of Recording Arts and Sciences der USA ausgezeichnet. Im selben Jahr unterzeichnete er einen Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon.
Leonard Bernstein starb am 14. Oktober 1990 in New York. Sein Vermächtnis jedoch wirkt in vieler Hinsicht weiter. SeinVerhältnis zur Musik war trotz aller Analyse organisch und intuitiv. Er wollte Klang erlebbar machen, für sich selbst und die Zuhörer, die ihm folgten. Das wiederum setzte voraus, dass er einen Komponisten auch als Mensch verstand, dessen individuelle Auseinandersetzungen sich in der Musik wieder spiegelten. Bernsteins Kunst bestand daher nicht nur im Dirigieren und Komponieren, sondern auch im Vermitteln seiner Ideen an ein großes Publikum.