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Valentin Silvestrov

Valentin Silvestrov

Komponist:in

Valentin Silvestrov ist der wohl bedeutendste lebende Komponist der Ukraine und einer der größten lebenden Symphoniker aus der Tradition der sowjetischen Kunstdoktrin, von der er sich später löste. Er wurde in Kiew geboren und begann neben musikalischem Unterricht eine Ausbildung als Bauingenieur, bevor er sich ganz der Musik zuwandte und unter anderem bei dem ukrainischen Symphoniker Boris Ljatoschinski (1895–1968) studierte. Frühe Werke wie die Symphonie Nr. 3 »Eschatophonie« (1966) verbanden die Verwendung von Techniken der westlichen Avantgarde mit spirituellen Elementen, eine Mischung, die zum Konflikt mit den sowjetischen Behörden führen musste, sodass Silvestrov ab den 1970er-Jahren ins innere Exil ging. Werke wie Stille Lieder (1974–77) und Postludium für Klavier und Orchester (1984) verkörperten seinen neuen, eher meditativen und weniger subversiven Kompositionsstil. Unterstützt von westlichen Interpreten wie Gidon Kremer, begann Silvestrov sich in den Jahren nach dem Untergang des Kommunismus offener zu äußern. In jüngster Zeit setzen sich unter anderem Daniel Hope und Hélène Grimaud besonders für ihn ein. Er hat inzwischen neun Symphonien (1963 bis 2019) vollendet und die politische Entwicklung seines Heimatlands musikalisch kommentiert. Sein Chorwerk Gebet für die Ukraine entstand als Reaktion auf die Bürgerproteste in Kiew 2014 – und es ist häufig zu hören seit dem russischen Einmarsch 2022, der den Komponisten ins unfreiwillige Exil nach Deutschland trieb.