Ludwig van Beethoven
Komponist:in
1770 — 1827
Kaum jemandem hat die klassische Musik so viel zu verdanken wie Ludwig van Beethoven, dessen Werke Komponist*innen und Musiker*innen seit mehr als 200 Jahren inspiriert. Die musikalische Begabung des im westdeutschen Rheinland geborenen Beethoven zeigte sich schon in jungen Jahren. Der Vater, der selbst ein Hofmusiker war, trieb ihn gnadenlos zu Höchstleistungen an und hämmerte ihm die Grundlagen der Musik in furchterregender Geschwindigkeit ein, während er die Allgemeinbildung des Jungen vernachlässigte. Der junge Musiker war erst 14 Jahre alt, als er zum Organisten in Bonn ernannt wurde.
Haydn empfahl den Umzug nach Wien, wo Beethoven in den Jahren ab 1792 seine musikalische Sprache durch den Unterricht zunächst bei Haydn und später auch bei Salieri entwickelte. Wien war damals der Ort für fast alle deutschen oder österreichischen Musiker, die sich einen Namen machen wollten. Beethoven gelang es durch großen Einsatz, die Gunst wohlhabender und aristokratischer Gönner zu erlangen und mit Instrumental-Virtuosen der Zeit in Kontakt zu treten. Für sie schrieb er Paradestücke und verdingte sich als Begleiter auf ihren Konzertreisen. Er verschaffte sich Zutritt zu den wichtigen Salons der Gesellschaft und wurde als Klaviervirtuose und Improvisator bewundert, der sein Publikum bis zu Tränen rühren konnte.
Schon zu Lebzeiten wurde Beethoven weithin als Genie wahrgenommen. Dass er seit 1809 von seiner Arbeit als unabhängiger Künstler leben konnte, zeigt die Wertschätzung, die ihm von den einflussreichen Kreisen entgegengebracht wurde. Ein jährlich ausgezahlter Zuschuss, der von einer Gruppe wohlhabender Freunde und Gönner aufgebracht wurde, war lediglich an die Bedingung geknüpft, dass Beethoven in Wien bleiben sollte. So besaß der Komponist die Freiheit, seiner Inspiration zu folgen und nicht für den Hof oder die Kirche zu schreiben.
Beethovens intensive Beziehung zur Musik war eine sein gesamtes Leben beherrschende Leidenschaft und belastete im Laufe der Jahre zunehmend seine Freundschaften, Liebesbeziehungen und anderen sozialen Kontakte. Noch vor seinem 30. Geburtstag wurde eine Störung des Gehörs diagnostiziert, die schließlich zu völliger Taubheit führte und die Isolation des Musikers verstärkte. Dieses körperliche Leiden und sein allgemeines Unglück in der Liebe lösten seelische Krisen aus, die bis zu Selbstmordgedanken reichten. Beethoven zog sich immer mehr zurück und erwarb den Ruf eines Misanthropen.
Beflügelt von seinem künstlerischen Sendungsbewusstsein stürzte er sich dennoch in seine Arbeit und begann, die von ihm bedienten musikalischen Gattungen radikal zu verändern. Dabei entwickelte er neue Kompositionsformen und bis dahin unbekannte Einsatzmöglichkeiten für Instrumente. In seiner Reifezeit komponierte Beethoven in allen Gattungen Werke, die neue Perspektiven erschlossen und bis heute im Mittelpunkt des Repertoires stehen. Immer stärker setzte sich in ihm die Überzeugung durch, dass Musik der Menschheit auf ihrem beschwerlichen Weg – vom Elend zum Glück und vom Unwissen zum Wissen – eine Richtung weisen könnte. Er war einer der ersten bedeutenden Komponisten, die an eine moralische Mission ihrer Kunst glaubten.
Beethovens neun Sinfonien, 16 Streichquartette, 32 Klaviersonaten und unzählige weitere bedeutende Kompositionen ergeben ein durch Vielfalt und Reichtum der Formen charakterisiertes Lebenswerk, an dem sich nur wenige geniale Künstler nach ihm messen konnten und das zugleich als die spirituelle Autobiographie seines Schöpfers verstanden werden darf.