Bernard Haitink

Bernard Haitink, in Amsterdam geboren und ausgebildet, trat zunächst als Geiger in das Radio Filharmonisch Orkest ein. Seine Dirigentenlaufbahn begann 1954 beim niederländischen Rundfunk an der Seite von Ferdinand Leitner, an dessen intensiven Dirigierkursen er teilnahm; 1957 wurde er dann Chefdirigent der Radiophilharmonie. Anschließend leitete er 27 Jahre lang als Chefdirigent das Concertgebouw. Später ernannte man ihn zum Schirmherren der Radiophilharmonie und Ehrendirigenten des Concertgebouw. Ferner war Haitink Musikdirektor der Glyndebourne Festival Opera und des Royal Opera House, Covent Garden, sowie Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra, der Staatskapelle Dresden und des Chicago Symphony Orchestra. Er war Ehrenmitglied der Berliner Philharmoniker und des Chamber Orchestra of Europe sowie, von 2019 an, auch der Wiener Philharmoniker. Besonders bekannt wurden seine Interpretationen von Werken Gustav Mahlers, Anton Bruckners, Ludwig van Beethovens und Franz Liszts. An seinem Dirigat, das an die Tradition von Willem Mengelberg anknüpft, schätzte man vor allem die sorgfältige Detailarbeit. Mit ungewöhnlicher Charakterstärke und Willenskraft spielte er mit dem Concertgebouw komplette Zyklen von Mahler-, Bruckner-, Brahms- und Schumann-Symphonien ein; hinzu kam ein breit gefächertes Repertoire mit den Berliner und Wiener Philharmonikern und dem Boston Symphony Orchestra. Seine Diskografie umfasst außerdem zahlreiche Opernaufnahmen mit dem Orchester des Bayerischen Rundfunks und der Staatskapelle Dresden sowie mit den Orchestern von Glyndebourne und dem Royal Opera House, Covent Garden; seine Aufnahme von Janáčeks Jenůfa mit letzterem Ensemble wurde mit einem Grammy Award prämiert. Als einer der gefeiertsten Dirigenten seiner Generation erhielt Haitink zahlreiche Preise und Ehrungen für seine Verdienste in der Musik, darunter die Auszeichnung als Artist of the Year von Musical America und den Gramophone Lifetime Achievement Award. Er wurde zum Kommandeur des Ordens vom Niederländischen Löwen und zum Companion of Honour des Vereinigten Königreichs ernannt und erhielt die Ehrendoktorwürde der University of Oxford und des Royal College of Music. Nach einer 65-jährigen Dirigentenlaufbahn starb Haitink 2021 im Alter von 92 Jahren. Er hinterließ ein Vermächtnis unvergleichlicher Interpretationen der großen Meisterwerke aus Symphonie und Oper. In Erinnerung bleibt er als legendärer Musiker, der mehr als 450 Aufnahmen gemacht hat, und als leidenschaftlicher Mentor der jüngeren Dirigentengenerationen; mit großer Selbstverständlichkeit hatte er seine Zeit auf Unterricht und Meisterkurse verwandt.