Boston Symphony Orchestra
Orchester
Das Boston Symphony Orchestra wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts von Henry Lee Higginson gegründet. Der Bürgerkriegs-Veteran, Geschäftsmann und Philanthrop verwirklichte damit seine Vision, ein hervorragendes und dauerhaft existierendes Orchester in seiner Heimatstadt zu etablieren. Der Klangkörper gab sein Inaugurations-Konzert am 22. Oktober 1881 unter der Leitung von Georg Henschel in der Boston Music Hall. Hier fanden während der ersten 20 Jahre die Aufführungen des BSO statt, bis mit der im Jahr 1900 eröffneten Symphony Hall eine neue Heimat gefunden wurde. Wegen ihrer Akustik gehört sie heute zu den besten drei Konzertsälen der Welt und wurde 1999 in die Gruppe der „National Historic Landmarks“ der USA aufgenommen.
Der legendäre Music Director Karl Muck, der wie seine Vorgänger im deutschsprachigen Raum geboren und ausgebildet worden war, führte das Orchester auf seiner ersten transkontinentalen Reise nach San Francisco und begründete damit die Tradition erfolgreicher Tourneen, die Geschichte schreiben sollten. Unter der Leitung von Charles Munch reiste das BSO 1956 als erstes amerikanisches Orchester durch die Sowjetunion und gastierte mit Seiji Ozawa 1979 als erster amerikanischer Klangkörper auf dem chinesischen Festland. Das Orchester wurde besonders für seine Interpretationen des französischen Repertoires unter den Dirigenten Pierre Monteux und Charles Munch berühmt und zeichnet sich bis heute durch sein Engagement für zeitgenössische Musik aus. Zahlreiche Werke der bedeutendsten Komponisten werden vom BSO in Auftrag gegeben. Das Orchester, das seit 1917 Aufnahmen einspielt, tritt häufig im Rundfunk auf, gibt jährlich bis zu 250 Konzerte und unternimmt bis heute große Tourneen im In- und Ausland.
Der in Russland geborene Serge Koussevitzky, der von 1924 bis 1949 Music Director war, bekannte sich leidenschaftlich zu Major Higginsons Traum von „einer guten, ehrlichen Schule für Musiker“ und gründete 1940 das Berkshire Music Center als Sommerresidenz des BSO sowie ein Institut für musikalische Weiterbildung. Unter dem Namen Tanglewood Music Center ist letzteres heute einer der international renommiertesten Orte für junge Profi-Musiker. Die Sommer-Residenz des Orchesters gehört zu den wichtigsten Musikfestivals der Welt und trägt durch BSO-Jugendkonzerte und Bildungsprogramme, an denen die gesamte Bostoner Gemeinschaft teilnimmt, zur Entwicklung eines Publikums für die Zukunft bei.
Ein neues Kapitel in der Geschichte des Boston Symphony Orchestra begann, als der international gefeierte junge lettische Dirigent Andris Nelsons 2013 zum Music Director berufen wurde. Nachdem er mit dem BSO Grammy-prämierte Aufnahmen eingespielt und außergewöhnliche Konzertreisen durch Europa und Ostasien unternommen hatte, initiierte Nelsons eine Allianz zwischen dem BSO und dem Gewandhausorchester Leipzig, zu dessen Gewandhauskapellmeister er 2018 ernannt worden war.