Renaud Capuçon
Violine, Dirigent:in
Außergewöhnliche Musikalität, technische Meisterschaft und das geistige Durchdringen eines Themas zeichnen die Kunst von Renaud Capuçon aus. Höchst gegensätzliche Adjektive können sein Geigenspiel beschreiben – sensibel und kraftvoll, elegant und selbstsicher, hochgestimmt und ernst. Immer aber ist es gekennzeichnet durch Lyrismus und Virtuosität, wobei Capuçon mithilfe der sanglichen Qualitäten seines Instruments eine bemerkenswerte Vielfalt an Klangfarben und Timbres hervorbringt.
Im September 2022 kündigte Deutsche Grammophon den Start einer neuartigen künstlerischen Partnerschaft mit Renaud Capuçon an. Die Initiative wird über mehrere Jahre eine Reihe von Projekten mit Audio- und audiovisuellen Veröffentlichungen herausbringen. Die Aufnahmen entstehen aus der Arbeit des Geigers mit jungen Interpreten und Komponisten; sie werden von einer eigenen Gesellschaft produziert, an der Capuçon beteiligt ist, und erscheinen bei DG.
Zum Auftakt der Zusammenarbeit erschien im November 2022 ein Album mit Sonaten von Schumann, Beethoven und Franck, das bei einem Konzert mit Martha Argerich während der Osterfestspiele von Aix-en-Provence im April des Jahres aufgenommen wurde und dem Andenken ihres Freundes und Pianistenkollegen Nicholas Angelich gewidmet ist. Es folgt ein umfassendes Mozart-Projekt, das sich 2023 zunächst den Violinwerken des Komponisten widmet. Capuçon wird sämtliche Violinkonzerte mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne und sämtliche Sonaten für Violine und Klavier mit Kit Armstrong einspielen.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Renaud Capuçon gern gesehener Gast in den internationalen Konzertsälen und viel gefragt für Konzerte, Kammermusik und Recitals. Dabei ist er mit zahlreichen Spitzenorchestern aufgetreten: Berliner Philharmoniker, Wiener Philharmoniker, Chamber Orchestra of Europe, Filarmonica della Scala, Boston Symphony Orchestra, London Symphony Orchestra, New York Philharmonic Orchestra, Orchestre de Paris, Orchestre National de France und Orchestre Philharmonique de Radio France.
Er entwickelte intensive künstlerische Beziehungen zu Dirigenten wie Daniel Barenboim, Gustavo Dudamel, Daniel Harding, Andris Nelsons und Yannick Nézet-Séguin, und ist zudem ein gefeierter Kammermusiker, nicht zuletzt für seine Darbietungen mit Martha Argerich, Daniel Barenboim, Hélène Grimaud, Maria João Pires, Daniil Trifonov, Yuja Wang und seinem Bruder, dem Cellisten Gautier Capuçon. Das breite Spektrum seiner Arbeit spiegelt sich in seiner Diskografie, die außer dem traditionellen Konzert- und Kammermusik-Repertoire auch zeitgenössische Werke von Arvo Pärt, Henri Dutilleux, Karol Beffa, Bruno Mantovani, Wolfgang Rihm und Pascal Dusapin sowie klassische Filmmusiken umfasst.
Neben seiner Arbeit im Konzertsaal wirkt Renaud Capuçon auch als engagierter Lehrer für überragende junger Talente. 2014 wurde er zum Professor an der Haute Ecole de Musique et Conservatoire de Lausanne berufen, und seit 2019 ist er künstlerischer Direktor der International Menuhin Music Academy in Rolle (Schweiz). Darüber hinaus ist er künstlerischer Direktor der Osterfestspiele von Aix-en-Provence (die er 2013 gründete), der Festspiele Sommets Musicaux de Gstaad (seit 2016) und des Orchestre de Chambre de Lausanne (seit 2021). Seit 2020 ist er UNESCO-Künstler für den Frieden.
Renaud Capuçon wurde am 27. Januar 1976 in Chambéry in Ostfrankreich geboren, am selben Tag wie Mozart 220 Jahre zuvor. Mit vier Jahren erhielt er ersten Geigenunterricht und zehn Jahre darauf trat er ins Pariser Conservatoire ein, bevor er dann nach Berlin ging, um bei Thomas Brandis und Isaac Stern zu studieren. Zu den wichtigen Erfahrungen am Beginn seiner Karriere gehörten das Amt des Konzertmeisters im Gustav Mahler Jugendorchester unter Leitung von Claudio Abbado und die Arbeit als künstlerischer Direktor des Festivals Les Rencontres artistiques de musique de chambre de Bel-Air, das er 1996 gründete. 2011 ernannte die französische Regierung ihn zum Ritter des Nationalen Verdienstordens und fünf Jahre später zum Ritter der Ehrenlegion. Er spielt die Guarneri del Gesù „Panette” aus dem Jahr 1737, ehemals Eigentum von Isaac Stern.
Foto © Benjamin Decoin